Sigismund Payne Best
Best 1939, 1949
Er nannte sich Best, obwohl sein tatsächlicher Nachname Payne Best lautete. So veröffentlichte er beispielsweise seine Memoiren unter 'Best, Sigismund Payne', während seine Ehefrauen die offiziellen Namen Margaretha Payne Best-Van Rees bzw. Bridget Payne Best trugen.
Best wurde in Cheltenham (Gloucestershire) als Sohn des Arztes George Payne Best und dessen Ehefrau Catherine Sophia Allison, geboren. Der Vater war Enkel aus einer Beziehung eines indischen Maharadschas mit einer Britin.
Nieuwe Uitleg 15 in Den Haag: Sitz der Firmen von Best. Quelle: Gemeindearchiv Den Haag 1939
Sigismund Payne Best 1939 in Den Haag. Quelle: Bridget Payne Best
Zurück in England ging er als Freiwilliger zur Armee. Er heiratete seine erste Frau Dorothy Hallwood Adams, die jedoch 1918 starb. Im Ersten Weltkrieg war er als Offizier beim britischen Secret Intelligence Service (SIS) in Frankreich, Belgien und den Niederlanden im Einsatz. 1919 wurde Captain Best mit dem Order of the British Empire (OBE) ausgezeichnet.
Nach dem 1. Weltkrieg lebte Best in den Niederlanden, wo er sich in Den Haag als Geschäftsmann betätigte (u.a. Import von Automobilen, Handel mit Hopfen für englische Bierbrauereien). 1920 heiratete Best die niederländische Malerin Margaretha Payne Best-Van Rees ("May", *1892 1880). Anfang der 1930-er Jahre gründete er zusammen mit dem Niederländer Pieter Nicolaas van der Willik die Firmen "Continental Trade Service" und "Pharmisan".
In den 1920-er Jahren war er weiterhin mit dem SIS, allerdings in einer heute nicht mehr genau rekonstruierbaren Art, verbunden. Anfang der 1930-er Jahren wurde er hauptamtlicher Mitarbeiter des SIS bei einem steuerfreien Honorar von 20.000 Gulden im Jahr.
Ende der 1930-er Jahre wurde ihm die Leitung der Organisation Z in den Niederlanden übertragen. Die Organisation Z war eine von Lieutenant-Colonel Claude Dansey (*1876 1947) gegründete streng konspirative Sektion des SIS, die im Gegensatz zu den Geheimagenten in den Passport Control Offices (PCO) verdeckt arbeitete. Die wichtigsten Z-Niederlassungen waren in den Niederlanden, in der Schweiz und in Paris.
Sigismund und 'May' Payne Best 1938. Quelle: Archiv Bulhof
Regelmäßig traf er sich freitagnachmittags mit seinem Nachbarn Prinz Hendrik, Herzog von Mecklenburg-Schwerin und Ehemann der Königin Wilhelmina, um gemeinsam zu musizieren. May war eine relativ bekannte Künstlerin, die u.a. auch Königin Wilhelmina porträtierte.
Sigismund mit Pflegesohn Enzo 1939. Quelle: Archiv Bulhof
Im Herbst 1939 kam er in Kontakt mit vermeintlichen Wehrmachtsoffizieren, die vorspiegelten, Hitler beseitigen zu wollen. In Wirklichkeit handelte es sich um deutsche Geheimagenten von Reinhard Heydrichs SD. Diese Verhandlungen, denen der britische Premierminister Neville Chamberlain größte Bedeutung beimaß, endeten mit dem Venlo-Zwischenfall, bei dem Best und sein Partner Major Richard Henry Stevens, Leiter des niederländischen PCO, an der niederländisch-deutschen Grenze bei Venlo von einem SS-Sonderkommando nach Deutschland entführt wurden. Diese Aktion machte das gesamte Spionagenetz des britischen Geheimdienstes in West- und Mitteleuropa nahezu wertlos.
Lange Voorhout 90 in Den Haag, wo Best bis 1939 wohnte
Best und Stevens verrieten vitale Geheimnisse über den britischen Geheimdienst, die unter anderem zur Rechtfertigung für dem deutschen Einmarsch in die Niederlande am 10. Mai 1940 sowie zur Vorbereitung der deutschen Invasion in England verwendet wurden. Isoliert voneinander mussten sie über fünf Jahre als Sonderhäftlinge in den Konzentrationslagern Sachsenhausen und Dachau verbringen, allerdings in relativ guter Behandlung. Im Rückblick wichen ihre späteren Schilderungen der Gefangenschaft voneinander ab, wie dem Briefwechsel Best-Stevens nach dem Krieg zu entnehmen ist.
Best (rechts) 1945 nach seiner Befreiung in Niederdorf mit Oberst Bogislav von Bonin (in Uniform) und Herbert Thalhammer (?). Quelle: Zeitgeschichts-archiv Pragser Wildsee
Gegen Kriegsende wurde Best von Sachsenhausen nach Dachau verlegt. Von dort wurde er Ende April 1945 mit über 130 anderen Sonderhäftlingen, unter ihnen auch auch Major Richard Henry Stevens, in die Alpen evakuiert, wo sie alle unter abenteuerlichen Bedingungen die Freiheit wiedererlangten. In Südtirol gelangte Best durch einen Zufall in den Besitz des Befehls zur Liquidierung Elsers, den er in seinen Memoiren veröffentlichte. Später tauchten Gerüchte auf, dieser Befehl sei eine Fälschung, was sich jedoch nicht bestätigte.
Best um 1970. Quelle: Archiv Bulhof
Best veröffentlichte mit Genehmigung von Stewart Graham Menzies, Leiter des SIS ('C'), 1950 seine Memoiren unter dem Titel The Venlo Incident und landete damit einen Bestseller.
The Times 27.9.1978
Captain Sigismund Payne Best verstarb 1978 im Alter von 93 Jahren in Calne. Seine Asche wurde im Garden of Remembrance des Krematoriums in Swindon ausgestreut.
Im Archiv des Imperial War Museum in London werden die "Best Papers", eine Sammlung von Briefen und Aufzeichnungen des ehemaligen Geheimdienstoffiziers, aufbewahrt.
Best und der Venlo-Zwischenfall
www.venlo-zwischenfall.deBest: The Venlo Incident
Best: Skizze Venlo-Zwischenfall
Tarnfirmen in Den Haag
Anlage des Reichsinnenministers zum Memorandum vom 9.5.1940
Informationsheft GB
Best: Briefwechsel mit Stevens
Best und Georg Elser
Best: Georg ElserBest: Tagebücher im KZ
Best: Skizze KZ Sachsenhausen
Best: Franz Lechner
Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol
Die Odyssee der "Ehren"-Häftlinge
Best: Die Entdeckung des Befehls zur Liquidierung Elsers
Ist der Befehl zur Liquidierung Elsers eine Fälschung?
Waren Secret Service und Otto Strasser die Geldgeber?