Befehl zur Liquidierung Georg Elsers eine Fälschung?
Spekulationen von Günter Peis in einer "Focus"-Reportage aus dem Jahr 1995
Elser wurde nicht auf Befehl von "höchster Stelle" am 9. April 1945 im KZ Dachau erschossen. Vielmehr haben prominente Häftlinge mit ihren SS-Bewachern "einen Deal ausgehandelt", dem Elser mit Hilfe eines gefälschten Dokuments zum Opfer fiel. Was ist von dieser keineswegs als Scherz gemeinten Theorie zu halten, die 1995 in einer Reportage des "Focus" aufgestellt wurde?
VON PETER KOBLANK (2007)
Der zweiseitige Schnellbrief vom 5. April 1945 von Gestapochef Heinrich Müller an den Leiter des KZ Dachau wurde 1950 von Sigismund Payne Best in seinen Memoiren The Venlo Incident1 veröffentlicht. In diesem Schreiben wird auf der zweiten Seite die unauffällige Liquidierung des Bombenattentäters Georg Elser angeordnet.
Nachdem dieser Schnellbrief am 9. April 1945 in Dachau eingetroffen war, wurde Elser noch in derselben Nacht per Genickschuss hingerichtet. In den 1950-er Jahren wurden die Todesumstände vom Landgericht München II rekonstruiert und der SS-Oberscharführer Theodor Bongartz als Täter ermittelt.
Captain Best war einer der beiden britischen Geheimdienstoffiziere, die am Tag nach dem Bürgerbräuattentat in Venlo an der deutsch-niederländischen von einem deutschen Sonderkommando gekidnappt und einige Tage später von der NS-Propaganda als Drahtzieher des Attentats präsentiert wurden. Best war von Ende 1939 bis April 1945 in den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Buchenwald und Dachau inhaftiert.
Günter Peis: Dieses Schreiben ist eine Fälschung
Der Journalist Günter Peis bezweifelte laut einer Reportage in der Zeitschrift Focus aus dem Jahr 19952 die Echtheit dieses Schreibens an den Dachauer KZ-Kommandanten:
- Das Geschäftszeichen unter dem Briefkopf sei nahezu kryptisch.
- Der Zusatz "Geheime Reichssache" sei untypisch mit der Hand hinzugefügt.
- Der Brief beinhalte erstaunliche Orthographiefehler - z. B. "tötlich".
- Einige Formulierungen - "Ich bitte, auf jeden Fall besorgt zu sein" - passen nicht zum üblichen SS-Kommandoton und klingen zudem auffällig nach einer direkten Übersetzung vom Englischen ins Deutsche.
- Die Unterschrift sei fast schon gewollt unleserlich gekrakelt, der Name könne keinem Zuständigen in Himmlers Sicherheitspolizei zugeordnet werden.
- Der gravierendste Makel: Auf dem ursprünglichen, von Best nach dem Krieg in einem Buch faksimilierten Brief, fehle das bei solchen Schreiben übliche Zeichen Heinrich Himmlers, ein Kreuz in der oberen rechten Ecke. Das müsse jemandem aufgefallen sein. Denn als Best den Brief einige Zeit später als Beweismittel in einem Prozess gegen NS-Verbrecher nach Deutschland schickte, war Himmlers Zeichen plötzlich drauf.
Bei Bests Memoiren ist tatsächlich Vorsicht geboten
Zweifel an der Echtheit dieses Dokuments sind auf jeden Fall angebracht: Was von Sigismund Payne Best stammt, ist grundsätzlich in Frage zu stellen. Denn die Passagen in seinem Buch, die angeblich auf Kassibern von Georg Elser stammen,3 aber im krassen Widerspruch zur Realität stehen, stellen Bests Glaubwürdigkeit insgesamt in Frage.
Es ist daher nicht von vornherein auszuschließen, dass Best 1950 einen gefälschten Schnellbrief präsentiert hat, um seine Memoiren, die ja dann auch ein Bestseller wurden, interessanter zu machen.
Wie perfekt waren die Deutschkenntnisse von Best?
Zunächst ist die Frage zu klären, wie gut der britische Secret-Service-Agent die deutsche Sprache beherrschte. Hier als Beispiel ein von Best am 25. Oktober 1948 an Hans Bernd Gisevius in deutscher Sprache geschriebener Brief.4 Die wenigen Fehler, unüblichen Redewendungen sowie fehlende Wörter und Satzzeichen sind rot hervorgehoben:
Sehr geehrter Herr Gisevius
Mein Name ist Ihnen sicher bekannt[,] da er in dem Inhaltsverzeichnis Ihres Buches vermeldet wird; auch habe ich die letzten Wochen der Gefangenschaft Ihrer Schwester Annelise geteilt.
Endlich ist es mir gelungen[,] ein Exemplar (leider nur in englischer Übersetzung) von Ihrem Buche "To The Bitter End" [zu lesen].
Mir war schon vorher vieles bekannt über Ihre Arbeit für die Opposition während des Krieges[,] aber nachdem ich Ihr Buch gelesen habe[,] kann ich keine Worte finden meine Bewunderung auszusprechen.
Da Sie ziemlich ausführlich über den Fall Georg Elser und seine Verbindung mit der Gefangennahme von Stevens und mir [berichten][,] wird es Sie vielleicht interessieren eine Schilderung[,] die ich über diese Angelegenheit geschrieben habe. Ich wollte zuerst Ihnen alles auf Deutsch schreiben und bin mit einem langen Brief schon angefangen. Ich glaube aber, dass sie wohl die englische Sprache genügend bemächtigen[,] um meinen Aufsatz lesen zu können. Dieser ist natürlich etwas frei bearbeitet[,] aber ich habe mich gewissenhaft an die mir bekannte Wahrheit [gehalten].
Über die Jugend von Elser und seine erste Zeit in Dachau wurde ich durch ihn selbst und durch zwei der Kalfaktoren in Dachau unterrichtet.
Er hat mir selbst über seine Mitarbeit für die Gestapo bei dem Einbau der Bombe [berichtet]. Dabei hat er mir mehrmals versichert, dass die Bombe durch einen Schalter zum Sprengen gebracht wurde, das Uhrwerk war nur zur Tarnung da.
Über das Leben von Elser in dem Gefängnis in der Prinz Albrecht-Strasse habe ich auch Bestätigung von Obersturmführer Gogolla und von Sturmscharführer Otto bekommen.
Dr. Sigmund Rascher[,] der zu dem persönlichen Stab Himmlers gehörte, und der mein Nachbar in Buchenwald war, hat mir über den Fall de Crinis-Schellenberg unterrichtet. Rascher wurde am 27 April 1945 in Dachau erschossen.
Den Befehl zur Hinrichtung Elsers habe ich noch [in] meinem Besitz und die Übersetzung ist eine getreue Wiedergabe des Inhalts.
Haben Sie das neu erschienene Buch von Schacht "Abrechnung mit Hitler" schon gelesen? Es lohnt sich sehr.
Wo wohnt ihr Fräulein Schwester. Bitte grüßen Sie Ihr auf allerherzlichst von mir.
Ich wäre Ihnen sehr dankbar[,] wenn Sie so freundlich sein würden[,] meinen Aufsatz[,] nachdem Sie ihn gelesen haben[,] an mir zurückzuschicken. Schreibmaschinenarbeit ist mir vertraut.
Mit freundlichen Grüßen
ergebenst Ihr
(Unterschrift Best)
Trotz seiner für einen Ausländer relativ guten Beherrschung der deutschen Sprache ist offensichtlich, dass Best wohl allein schon von seinen Sprachkenntnissen her nicht als Autor des Schreibens vom 5. April 1945 in Frage kommt.
Welche Substanz haben die Argumente von Peis?
Vor diesem Hintergrund können die Argumente von Peis näher analysiert werden.
"Tötlich"
In der Tat sollte man bei der Gestapo speziell bei einem Wort wie "tödlich" die richtige Schreibweise erwarten dürfen. Andererseits werden fehlerfreie Rechtschreibkenntnisse nicht unbedingt zu den unverzichtbaren Einstellungsvoraussetzungen in der Prinz-Albrecht-Straße gehört haben.
"Ich bitte, auf jeden Fall besorgt zu sein"
Die Sicherheitspolizei bestand seit 1936 aus Gestapo und Kripo und war seit 1939 Bestandteil des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA). Die Konzentrationslager gehörten organisatorisch zum SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (SS-WVHA). Beide Hauptämter unterstanden dem Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei:
- Reichsführer SS und Chef der Deutschen Polizei Heinrich Himmler
- Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Ernst Kaltenbrunner
- Amt IV: Gestapo Heinrich Müller
- Amt V: Kripo Arthur Nebe
- Amt VI: SD Ausland Walter Schellenberg
- SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt (SS-WVHA) Oswald Pohl
- Amt D: Konzentrationslagerwesen Richard Glücks
- KZ Dachau Eduard Weiter
- Amt D: Konzentrationslagerwesen Richard Glücks
- Reichssicherheitshauptamt (RSHA) Ernst Kaltenbrunner
Der Dienstweg von Müller in Berlin zum KZ-Kommandanten in Dachau lief somit über Kaltenbrunner hoch zu Himmler und von da hinunter über Pohl und Glücks zu Weiter in Dachau. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, dass der Leiter der Gestapo, SS-Gruppenführer Heinrich Müller, trotz seines um vier Stufen höheren Dienstgrades den Lagerkommandanten des Dachauer KZ, SS-Obersturmbannführer Eduard Weiter, um Amtshilfe "bat".
"Ich bitte besorgt zu sein, dass..." klingt für den heutigen Leser antiquiert. Die betreffende Stelle heißt bei Best, der das Dokument in seinem Buch auch in englischer Übersetzung wiedergibt: "Please take steps that..."5 Es trifft also nicht zu, dass der deutsche Text, wie von Peis behauptet, das wörtliche Äquivalent einer englischen Redewendung ist.
Wie das folgende Beispiel aus einem anderen Kontext zeigt, war die Redewendung, "besorgt zu sein", damals nichts Ungewöhnliches: "Ich selbst erhielt von SS-Oberführer Müller die persönliche Weisung, die Maria Schmauder in Ehrenhaft zu nehmen, für eine besonders anständige Behandlung besorgt zu sein und sie möglichst noch am 14.11.1939 nach München zu verbringen, um eine Gegenüberstellung mit dem des Attentates nunmehr verdächtigen Elser durchzuführen."6
Kryptisches Geschäftszeichen
Das Geschäftszeichen ist keineswegs "nahezu kryptisch" sondern lautet "- IV - g.Rs.". Amt IV innerhalb des Reichssicherheitshauptamtes war die Gestapo, während beispielsweise Amt V die Kripo war. "IV" ohne weitere Zusätze (wie z.B. "IV A 1" o.ä.) war die oberste Ebene dieses Amtes, mit anderen Worten der Chef der Gestapo Heinrich Müller. "g. Rs." bedeutete "Geheime Reichssache".
Auch am Eingangsstempel des Konzentrationslagers Dachau ist nichts Ungewöhnliches zu entdecken: "Abteilung VI a Sb, 9.4.45, Tagebuch-Nr. 42/45".
"Geheime Reichssache" nicht gestempelt
Die Tatsache, dass der Hinweis "Geheime Reichssache" nicht gestempelt ist, macht das Dokument nicht zur Fälschung, zumal ja auch im Briefkopf "g. Rs." steht.
Unleserliche Unterschrift
Die Unterschrift ist unleserlich, teilt diese Eigenschaft jedoch mit der überwältigenden Mehrheit aller Unterschriften. Trotzdem wurde sie im Rahmen der Ermittlungen der Münchner Staatsanwaltschaft im Fall Elser Anfang der 1950-er Jahre von Anna Schmid, der langjährigen Sekretärin und engen Vertrauten Heinrich Müllers, als die Unterschrift des Gestapochefs identifiziert. Hierzu der Elser-Biograf Hellmut G. Haasis:
"Schon nach dem Krieg hatten gegenüber dem Münchner Untersuchungsrichter Naaff alte Kameraden versucht, den Befehl aus Berlin für eine Erfindung zu erklären, gestützt auf die zurückhaltenden Formulierungen mit dem mehrmaligen 'ich bitte'. Sie scheiterten an der Aussage von Heinrich Müllers Sekretärin, seiner langjährigen Freundin, die die Unterschrift als seine erkannte."8
Namenszeichen Himmlers
Himmler zeichnete Dokumente nicht, wie von Peis behauptet, mit einem Kreuz ab. Er setzte vielmehr mit Grünstift seine Namensinitialen: zwei H, verbunden mit einem Querstrich.9 Ein derartiges "H-H" ist oben rechts auf dem Exemplar des Landgerichts München II keineswegs zu erkennen.
Das dort auf der ersten Seite rechts oben angebrachte Vermerk sieht nach einer römischen Ziffer "XVI" aus.
Vermutlich wurde dieses Zeichen oben rechts auf der ersten Seite ebenso wie die beiden Unterstreichungen von "tötlich" auf der zweiten Seite in München im Rahmen des Gerichtsverfahrens hinzugefügt.
Dies alles kann sicherlich nicht so gedeutet werden, dass Best eine nachträgliche Fälschung gegenüber dem zuvor in seinem Bestseller veröffentlichten und somit allseits bekannten Faksimile versucht hat.
Zusammenfassung
Die Fälschungstheorie von Peis kann in keinerlei Hinsicht überzeugen. Keines seiner sechs Argumente ist stichhaltig.
Bei der Gelegenheit sei bemerkt, dass Peis die pure Existenz des Schnellbriefes als weiteres Scheinargument für dessen Unechtheit hätte vorbringen können: Denn eigentlich sollte er ja nach Vollzug vernichtet werden und dürfte sich daher der Nachwelt gar nicht mehr zur Diskussion stellen...
"Dachauer Verschwörung"
Günter Peis stellt den seiner Meinung nach von Best gefälschten Schnellbrief in den Kontext einer Dachauer Verschwörung. Am Ende der Focus-Reportage heißt es:
Peis vermutet eine "Dachauer Verschwörung". Demnach haben die prominenten Häftlinge mit ihren SS-Bewachern "einen Deal ausgehandelt", der sich so darstellt: "Ihr bringt uns aus diesem Hexenkessel heil raus, und wir entlasten euch nach dem Krieg."
Diese Behauptung ist angesichts der tatsächlichen Ereignisse an Absurdität kaum zu übertreffen.
Odyssee der Sonder- und Sippenhäftlinge
Am 24. April 1945 wurden, nachdem die Amerikaner immer näher rückten, über hundertvierzig Sonder- und Sippenhäftlinge, unter ihnen Sigismund Payne Best und die anderen in dem Schnellbrief genannten Personen, aus Dachau evakuiert. Es ist nicht bewiesen, aber denkbar, dass Ernst Kaltenbrunner die prominenten Häftlinge in der Alpenfestung, dem angeblich allerletzten Rückzugsgebiet, als Geiseln und Verhandlungsmasse gegenüber den Alliierten verwenden wollte.
In Begleitung von fünfzig SS-Bewachern unter Leitung von SS-Obersturmführer Edgar Stiller brachen sie mit Bussen und Lastwagen zu einer dramatischen Odyssee auf. Über Innsbruck und den Brenner kamen sie schließlich im Pustertal nach Niederdorf, wo sie am 30. April 1945 von der Wehrmacht aus den Händen der SS befreit wurden.
Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol ist inzwischen gründlich aufgearbeitet.11 141 Männer, Frauen und Kinder erlangten damals im Pustertal kurz vor Kriegsende ihre Freiheit zurück.
In Niederdorf kam Best Anfang Mai 1945 in den Besitz des Schnellbriefs.10 Dort hat er ihn damals auch anderen gezeigt.
Martin Niemöller: Befehl zur Ermordung Elsers selbst gelesen
Pastor Martin Niemöller erinnert sich in einem Schreiben an die Generalstaatsanwaltschaft in München vom 15. September 1950:12
Den Befehl zur Ermordung Elsers habe ich selbst gelesen. Es stimmt, dass dieser Befehl damals im Besitz des Herrn Best war, der ihn m. W. aus der Aktentasche des uns begleitenden Kommando-Offiziers, eines SS-Untersturmführers Stiller entwendet hatte.
Wer die Ermordung vollzogen hat, weiß ich nicht. Ich kann auch nicht sagen, wer den Befehl unterschrieben hat. Es war sicherlich nicht Hitler selber, sondern entweder Himmler oder der SS-Obergruppenführer Müller.
Der Befehl lautete - dem Sinne nach - dahin, "dass der in Dachau einsitzende Georg Elser bei Gelegenheit des nächsten Luftangriffs auf München unauffällig zu liquidieren sei und dass daraufhin ein Bericht an die Presse zu geben sei, des Inhalts, dass der aus dem Attentat bekannte Georg Elsers bei dem letzten Luftangriff auf München tödlich verwundet worden" sei.
Ich bin überzeugt, dass Herr Best die ganzen Zusammenhänge, soweit er sie kennt, und auch die urkundlichen Unterlagen, soweit sie in seinem Besitz sind, in seinem geplanten Buch auch veröffentlichen wird.
Bogislaw von Bonin: Schriftstück im Original zu lesen bekommen
Auch Oberst Bogislaw von Bonin, der zu den Sonderhäftlingen gehörte und bei deren Befreiung in Südtirol eine wichtige Rolle spielte, erinnerte sich bei einer Befragung durch den Untersuchungsrichter des Münchener Landgerichts an den Schnellbrief, in dem auch er selbst erwähnt wird:13
"Das mir heute vom Richter vorgelegte Schriftstück kenne ich und zwar habe ich es im Original unter folgenden Umständen zu lesen bekommen:
Kurze Zeit nachdem unsere Gruppe im Anschluss an die geschilderten Vorgänge in Niederdorf in dem nahe gelegenen Hotel Pragser Wildsee untergebracht worden war, zeigte mir der englische Capt. Best gelegentlich einer Besprechung oder freundschaftlichen Unterhaltung - ich weiß dies nicht mehr genau - diesen Brief im Original. Ich las diesen Brief, und auf meine erstaunte Frage, wie er in Besitz dieses Befehls gelangt sei, erwiderte er mir lächelnd:
Er hätte diesen Befehl von einem SS-Mann aus der näheren Umgebung von Stiller zugesteckt bekommen. Der SS-Mann hätte dieses Schreiben neben anderen wichtigen Schriftstücken vernichten sollen, hätte dieses Schreiben aber an sich genommen und ihm, Best, ausgeliefert, offensichtlich nur aus dem Grund, um sich für alle Fälle bei dem Ausländer Best eine gewisse Rückendeckung zu verschaffen (einzuschustern)."
Damit bestätigte von Bonin noch präziser als Pastor Niemöller die schriftliche Aussage, die Sigismund Payne Best selbst gegenüber dem Münchener Gericht gemacht hat.10
Nicht das erste Phantasieprodukt von Günter Peis
Günter Peis hat bereits 1964 im "Stern"14 zusammen mit Ernst Petry eine durch keinerlei Fakten unterlegte Theorie aufgestellt, der zufolge Elser Mitglied einer kommunistischen Troika15 gewesen sei. Dieses Hirngespinst hat er 1995 in dem hier behandelten "Focus"-Artikel erneut vorgetragen.
Die Behauptung, der Schnellbrief vom 5. April 1945 mit dem Befehl zur Liquidierung Georg Elsers sei eine Fälschung, ist also nicht das erste aus der Luft gegriffene Phantasieprodukt von Günter Peis zum Thema Georg Elser.
1 | Sigismund Payne Best: The Venlo Incident. London 1950, S. 208ff. |
2 | Axel Kintzinger: Rätsel rund um den Mord an Georg Elser. Focus 14/1995 (3.4.1995), Hamburg 1995, S. 60ff. |
3 | Best S. 128ff. |
4 | Archiv für Zeitgeschichte an der ETH Zürich, Nachlass Gisevius. Zitiert in: Ulrich Renz: In der Sache Gisevius. Schriftenreihe der Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn Band 4, Königsbronn 2003, S. 14f. |
5 | Best S. 207. |
6 | Aussage von Wilhelm Rauschenberger am 9.8.1950 auf der Kriminalhauptstelle Stuttgart zu den Ermittlungen im Fall Elser, an denen er 1939 als Gestapo-Beamter beteiligt gewesen war. Quelle: Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 34475/1-5. Zitiert in: Ulrich Renz: Georg Elsers Abschied. Schriftenreihe der Georg Elser Gedenkstätte Königsbronn Band 6, Königsbronn 2005, S. 32. |
7 | Bundesarchiv Aachen, nach: Joachim Bornschein, Gestapochef Heinrich Müller, Leipzig 2004, S.18ff |
8 | Hellmut G. Haasis: Elser, Nachträge zur Biographie, Nachtrag Nr. 3. |
9 | Jaques Delarue: Geschichte der Gestapo. Düsseldorf 1964, S. 74. |
10 | Peter Koblank: Die Entdeckung des Befehls zur Liquidierung Elsers. In: Online-Edition Mythos Elser (2006). |
11 | Peter Koblank: Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol. In: Online-Edition Mythos Elser (2006). |
12 | Staatsarchiv München, Staatsanwaltschaften 34475/1,2. |
13 | Bogislaw von Bonin: Zeugenvernehmungsprotokoll vom 21. September 1951. Staatsarchiv München, STAnw MII VSG 25/2,
S. 8.
Heinz Brill: Bogislaw von Bonin im Spannungsfeld zwischen Wiederbewaffnung – Westintegration – Wiedervereinigung. Band 2: Beiträge zur Entstehungsgeschichte der Bundeswehr. Dokumente und Materialien. Baden-Baden 1989, S. 21-22. |
14 | Ernst Petry/Günter Peis: Der Attentäter. 3-teilige Serie in Stern Nr. 18/1964 (3.5.1964) S. 30ff; Nr. 19/1964 (10.5.1964) S. 46ff; Nr. 20/1964 (17.5.1964) S. 80ff. |
15 | Peter Koblank: War Georg Elser Mitglied einer kommunistischen Troika? In: Online-Edition Mythos Elser (2006). |
Die Entdeckung des Befehls zur Liquidierung Elsers
War Georg Elser Mitglied einer kommunistischen Troika?
Hat Karl Kuch das Elser-Attentat organisiert?
Waren Secret Service und Otto Strasser die Geldgeber?
Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol
Dieser Artikel ist Teil der Online-Edition Mythos Elser.