Anlagen zum Memorandum der Deutschen Reichsregierung an die Niederlande und Belgien vom 9.5.1940
ANLAGE 1
Staatspolizeileitstelle Düsseldorf
Düsseldorf, den 9.11.1939.
Um 17.50 Uhr wurde der Oberleutnant der holländischen Armee Dirk Klop - ausgewiesen durch den niederländischen
Reisepass Nr. 074911, ausgestellt am 3.5. 1934 in 's-Gravenhage - im Zimmer der Fahrbereitschaft aufgesucht.
Mit Rücksicht auf die Wichtigkeit seiner während der Fahrt von der Grenze (Niederdorf) bis zur Dienststelle
der Staatspolizeileitstelle Düsseldorf gemachten Angaben wird er - trotz seines Zustandes - in Gegenwart eines
Arztes zur Sache hier vernommen und sagt folgendes aus:
"Es ist zutreffend, dass ich nicht Engländer bin und auch nicht Copper heisse.
Die bei mir vorgefundenen Ausweise sind mein richtiger niederländischer Reisepass und meine holländischen
Militärpapiere.
Ich bin der Oberleutnant Dirk Klop im holländischen Generalstab.
Ich habe an den Besprechungen, die die mit mir festgenommenen Engländer mit deutschen Offizieren führten, teilgenommen.
Ich bin persönlich kein Feind der Deutschen, ich habe selbst Verwandte in Deutschland, ich habe aus dienstlichen
Gründen die Besprechungen mit wahrgenommen und habe ausschliesslich auf höheren Befehl gehandelt.
Ich habe von den Umsturzplänen der deutschen Offiziere aufgrund meiner laufenden Teilnahme an den Besprechungen
genaue Kenntnis gehabt und hierüber befehlsgemäss laufend Bericht zu erstatten.
Ich weiss davon, dass meine näheren Vorgesetzten die Durchführungsmöglichkeit dieser Umsturzpläne zwar auch,
wie ich, skeptisch betrachteten, jedoch offenbar im Interesse der Vereinbarungen und Verhandlungen des
holländischen Generalstabs mit dem englischen Generalstab immer weitertrieben.
Wenn ich öfters danach gefragt werde, ob solche Besprechungen stattgefunden haben, so kann ich hierzu
aus meiner Kenntnis nur sagen, dass dies der Fall gewesen ist. Und zwar weiss ich es, da ich selbst als Offizier
des holländischen Nachrichtendienstes Begleitoffizier bei einer Generalstabsbesprechung zwischen England und
Belgien in Brüssel war. Auf die Frage, ob dann die Generalstabsbesprechungen Hollands und Englands zeitlich
vorher lagen, muss ich mit "ja" antworten.
Auf die Frage nach dem Inhalt der Besprechungen kann ich keine Auskunft geben, da ich an ihnen nicht unmittelbar
teilgenommen habe."
(Vermerk: Klop bittet, die Vernehmung abzubrechen, da er wegen momentaner körperlicher Schwäche nicht mehr folgen
könne. Der im Zimmer befindliche Arzt unterstützt diese Bitte).
Laut diktiert, genehmigt und unterschrieben:
(gez.) D. KLOP
g.w.o.
(gez.) Dr. HASSELBACHER.
ANLAGE 2
Vermerk:
Auf Anordnung des Arztes wurde Oberleutnant Klop um 18.25 Uhr in das Stadt, evang. Krankenhaus in
Düsseldorf eingeliefert.
Behandelnder Arzt: Chefarzt Dr. Berends.
(gez.) Dr. HASSELBACHER.
Vermerk:
Wegen der Wichtigkeit seiner Aussage habe ich beim Chefarzt Dr. Berends eine Fortsetzung der
Vernehmung nach der ersten chirurgischen Behandlung gefordert. Diese konnte jedoch nicht mehr stattfinden,
da Dr. Berends um 19.40 Uhr mitteilte, dass Oberleutnant Klop nach langer Bewusstlosigkeit um 19.35 Uhr,
ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben, trotz sofort getätigter chirurgischer Hilfsmassnahmen, verschieden sei.