James A. Roberts meldete sich im Juli 1940 zu den Home Guards in Großbritannien, einer freiwilligen
Selbstverteidigungsorganisation für den Fall, dass die deutsche Wehrmacht die britische Insel
erfolgreich erobern und besetzen würde.
Im August kam er zur Ausbildung zu einer Spezialeinheit
in Highwort in Wiltshire. Dort wurde er in Coleshill House als Guerilla-Führer ausgebildet.
1941 zeichnete sich ab, dass keine Invasion durch die Deutschen mehr drohte. Viele Mitglieder
der Spezialeinheit wurden der neu ins Leben gerufenen Special Operations Executive (SOE) zugeteilt, die für Spionage und
Sabotage auf dem von Hitler besetzten Continent zuständig war.
Während der Zeit meiner Ausbildung wurde der Plastiksprengstoff eingeführt, und wir waren die ersten, die
damit umzugehen lernten. Eine andere Neuheit war der 'time pencil' (Bleistiftzünder), ein geräuschloser Zeitzünder,
der statt von einem Uhrwerk von einer Säure, die sich durch einen dünnen Draht fraß, gezündet wurde.
Da die Zeitspanne, die die Säure für ihre Arbeit benötigte, auch von der Temperatur abhängig war, in der sie gelagert wurde, und da sie nicht immer haltbar war, empfahlen uns unsere Instrukteure, jeweils sicherheitshalber zwei Zünder zu verwenden.
Ich habe nach dem Kriege gehört, dass in den letzten Kriegsjahren auch deutsche Anti-Hitler-Verschwörer einige
time-pencils erhalten haben, die einem erbeuteten Container in Frankreich entnommen worden waren.
Sie machten den Fehler, nur einen einzigen pencil an einer Sprengladung anzubringen, die sie in einem Flugzeug versteckten, mit dem Hitler im März 1943 von einer Frontbesichtigung bei Smolensk zurückflog.
Die Bombe explodierte nicht, weil der Draht, der die Zündung auslösen sollte, von der zu alten Säure nicht mehr zerfressen wurde.
Soweit uns in England bekanntgeworden ist, hat auch Graf Stauffenberg am 20. Juli 1944 eine Sprengladung mit einem time-pencil in seiner Aktentasche gehabt - und auch hier hat sich die Zündung etwas verspätet, wahrscheinlich auch deshalb, weil die Säure überlagert war.
Quelle: Janusz Piekalkiewicz, Spione Agenten Soldaten, Geheime Kommandos im Zweiten Weltkrieg, Augsburg 1998
Roberts irrt sich beim Attentat von
Schlabrendorff/Tresckow
am 13. März 1943: Der Säurezünder funktionierte, der Draht
wurde zerfressen, aber die Zündkapsel versagte. Allerdings hätte der Einsatz von zwei time-pencils bedeutet, dass
auch zwei Zündkapseln gezündet worden wären, von denen die zweite vielleicht trotz der Kälte
funktioniert hätte.
Roberts irrt sich auch beim Attentat von Stauffenberg, da dessen Bombe nicht zu spät explodierte.
Sie war nur zu schwach. Er verwechselt Stauffenberg mit
Elsers Attentat im Bürgerbräukeller,
dessen Bombe am 8. November 1939 pünktlich explodierte. Allerdings hatte Hitler die jährliche Gedenkveranstaltung an
den Putschversuch im Jahr 1923 diesmal gegen jede Gewohnheit wesentlich früher verlassen - 13 Minuten vor Detonation der Bombe.
Elser hatte einen mechanischen Zünder konstruiert, den er im Vorfeld genauestens testen und justieren konnte. Elser verwendete
einen Schlitten mit zwei Bolzen, die zwei Zünder gleichzeitig zur Explosion brachten. Mit dieser Redundanz
wollte er sicherstellen, dass wenigstens ein Zünder explodierte, was für die Detonation des Dynamits ausreichte. - Auch die
zwei Zünder haben allerdings letztlich nichts genützt.
Stauffenberg hatte am 20. Juli 1944 in Rastenburg
zwei Sprengstoffpakete mit je einem Zünder dabei. Angesichts der nervlichen Belastung, wegen Zeitdruck und auf Grund
seiner körperlichen Behinderung schaffte er es nicht, beide time-pencils scharfzumachen. Leider legte er die zweite,
unscharfe Bombe nicht einfach mit zu der scharfen Bombe in die Tasche. Stattdessen behielt er sie bei sich
und warf sie auf der Rückfahrt zum wartenden Flugzeug aus dem offenen Auto.
Wäre das zweite, unscharfe Sprengstoffpaket bei der Explosion mit in der Tasche gewesen, wäre es zusammen mit dem
ersten detoniert. Dann hätte die Weltgeschichte nach größter Wahrscheinlichkeit einen anderen Lauf genommen:
Genau so, wie ursprünglich geplant, mit zwei Sprengstoffpaketen.