So ein herrlicher sonniger Tag, und ich muss gehen

Else Gebel 1945 in einem Brief an die Eltern der Geschwister Scholl
Urteil

Szene aus dem Film "Sophie Scholl - Die letzten Tage" von Marc Rothemund (2005): Sophie Scholl (Julia Jentsch) mit Else Gebel (Johanna Gastdorf) in der Gefängniszelle der Gestapo-Leitstelle München.

Februar 1943. Als politische Gefangene werde ich in der Gefängnisverwaltung der Gestapo-Leitstelle München in der Aufnahmestelle beschäftigt, und meine Tätigkeit besteht darin, andere Unglückliche, die in die Hände der Gestapo gefallen sind, zu registrieren und sie in die immer größer werdende Kartei einzureihen.

Tagelang herrscht schon fiebernde Aufregung unter den Gestapobeamten. Immer mehr häufen sich die nächtlichen Beschriftungen der Straßen und Häuser mit "Nieder mit Hitler", "Es lebe die Freiheit" oder auch nur "Freiheit".

In der Universität werden in kurzen Abständen Flugblätter gefunden, die verstreut in den Gängen und auf den Treppen liegen. In der Gefängnisverwaltung fühlt man sehr deutlich die Spannung, die in der Luft liegt. Kein Sachbearbeiter kommt vom Hauptgebäude, die meisten sind zur ,Sonder-Such-Aktion' eingesetzt. Was für mutige Kämpfer für die Freiheit werden sie zu Fall bringen? Wir, die wir die Methoden dieser brutalen, gnadenlosen Menschen kennen, bangen voller Sorge für die, welche es wiederum ereilt.

Wittelsbacher Palais

Ehemalige Münchener Gestapo-Leitstelle im Wittelsbacher Palais in der Brienner Straße. Das 1944 zerbombte Gebäude wurde 1964 abgerissen.
Quelle: Ullstein Bilderdienst

Am Donnerstag, dem 18.Februar, wird früh vom Hauptgebäude telefonisch durchgegeben: "Einige Zellen für heute freihalten." Ich frage den Beamten, dem ich unterstellt bin, wer wohl kommen wird, und erhalte zur Antwort: "Die Maler."

Ein paar Stunden später stehst du, Sophie, von einem Beamten begleitet, im Aufnahmeraum. Ruhig, gelassen, fast heiter über all die Aufregung rings um dich. Dein Bruder Hans war kurz zuvor aufgenommen und bereits in einer Zelle verwahrt worden.

Jeder Neueingelieferte muss sich seiner Papiere und Habseligkeiten entledigen und wird dann einer Leibesvisitation unterzogen. In der Gestapo sind keine weiblichen Gefängnisbeamten, und so soll ich dieses Amt übernehmen. Wir stehen uns das erste Mal allein gegenüber, und ich kann dir zuflüstern: "Wenn Sie irgendein Flugblatt bei sich haben, vernichten Sie es jetzt, ich bin selbst Häftling." Glaubst du mir, oder meinst du, die Gestapo stellt dir eine Falle? Deinem ruhigen, freundlichen Wesen kann man nichts anmerken. Du bist nicht im Geringsten aufgeregt. Ich fühle den Druck von mir weichen; hier haben sie sich gründlich getäuscht. Niemals hat sich dieses liebe Mädel mit dem offenen Kindergesicht bei solch waghalsigen Unternehmungen beteiligt.

Ich muss unterdessen meine riesige Habe aus meiner bisherigen Zelle unter Aufsicht holen und werde zu dir hineinverlegt. Wieder sind wir kurze Zeit allein. Du hast dich auf das Bett gelegt und fragst, wie lange ich schon in Haft sei und wie ich es hier hätte. - Gleich erzählst du mir, dass du wohl ein schwerer Fall seiest und mit nichts Gutem zu rechnen hättest. Ich rate dir noch, ja nichts einzugestehen, wovon sie keine Beweise hätten. - "Ja, so habe ich es bis jetzt auf der Uni und bei der kurzen Vernehmung in der Gestapo gehalten", gibst du mir zurück, "aber es ist da noch so manches, was sie finden können." Schritte nähern sich der Zellentür, du wirst zur Vernehmung geholt, ich zur Arbeit. - Indessen ist es wohl 3 Uhr geworden. Es werden noch verschiedene Studenten und Studentinnen eingeliefert, manche nach kurzem Verhör wieder entlassen. - Dein Bruder Hans ist schon beim Verhör. - Was werden die oben wohl indessen an Belastendem entdeckt haben? - Es wird 6 Uhr, das Abendessen wird verteilt, da werdet ihr, getrennt voneinander, ins Gefängnis runtergebracht. Ein Hausbursche, auch Häftling, bringt dir die heiße Suppe und Brot, da kommt ein Telefonruf: "Die beiden Scholls dürfen nichts zu essen bekommen, sie werden in einer halben Stunde weiterverhört." Hier unten denkt aber niemand daran, euch das Essen zu entziehen, und so seid ihr beide doch etwas gestärkt für das kommende Verhör. Es ist 8 Uhr, und ich bin mit meiner letzten Arbeit, der "Gefängnis-Belegs-Liste", fertig. Wieder ein paar Unglückliche mehr in diesem Leidenshaus. Um 10 Uhr lege ich mich zu Bett und warte auf dein Kommen. Schlaflos liege ich da und starre mit Angst in die sternklare Nacht hinaus. Ich versuche zu beten für dich, um ruhiger zu werden. Die Beamten flüsterten am Abend so geheimnisvoll miteinander. Selten bedeutet das etwas Gutes, und nun verrinnt eine Stunde nach der anderen und du kommst nicht zurück. Übermüdet schlafe ich gegen Morgen ein. - Um 6 Uhr 30 wird der Kaffee von einem Hausburschen hereingereicht. Dabei erfahre ich, ob sich etwas Neues ereignet hat. Meine kleine Hoffnung, du wärst in der Nacht vielleicht doch entlassen worden, wird schnell zunichte. Ihr wäret beide die ganze Nacht verhört worden, gegen Morgen hättet ihr unter dem Druck des Belastungsmaterials, nach vorher stundenlangem Leugnen, gestanden. - Vollkommen niedergeschlagen nehme ich meine trostlose Tätigkeit wieder auf. Mir ist bange, in welcher Verfassung du herunterkommen wirst, und ich traue meinen Augen nicht, als du gegen 8 Uhr, wohl etwas angegriffen, aber so vollkommen ruhig da stehst. Du bekommst, noch bei mir im Aufnahmeraum stehend, dein Frühstück und erzählst dabei, dass du heute Nacht sogar Bohnenkaffee beim Verhör bekommen hättest. Für ein paar Stunden lässt man dich in Ruhe, und du schläfst fest und tief. Ich fange an, dich zu bewundern. All diese stundenlangen Verhöre ändern nichts an deiner ruhigen, gelassenen Art. Dein unerschütterlicher Glaube gibt dir die Kraft, dich für andere zu opfern.

Heute, Freitagabend. Du musstest den ganzen Nachmittag so viele Fragen und Antworten über dich ergehen lassen, bist aber keineswegs abgespannt. Du erzählst mir von der baldigen Invasion, die ja unbedingt in spätestens acht Wochen eintreten wird. Dann wird es Schlag auf Schlag gehen, und wir werden endlich von dieser Tyrannei befreit sein. Wie gerne will ich es glauben, nur, dass du nicht mehr dabei sein sollst? Du bezweifelst es. Als ich dir aber sage, wie lange schon mein Bruder ohne Verhandlung in Haft ist, über ein Jahr, hoffst auch du. Und bei euch dauert es bestimmt auch lang. Zeit gewonnen, alles gewonnen.

Heute erzählst du mir, wie oft du schon die Flugblätter in der Uni verstreut habest, und trotz dem Ernst der Lage müssen wir beide lachen, als du erzählst, du seiest kürzlich auf dem Rückweg deiner "Streutour" auf eine Putzfrau zugegangen, welche die Flugblätter von der Treppe einsammeln wollte, und sagtest zu ihr: "Wozu heben Sie die Blätter auf? Lassen Sie die ruhig liegen, die sollen doch die Studenten lesen." Dann wieder, wie sehr ihr euch stets bewusst wart: "Wenn je uns die Häscher der Gestapo erwischen, müssen wir mit dem Leben bezahlen." Wie gut kann ich verstehen, dass euch oft geradezu eine übermütige Stimmung erfasste, wenn wieder eine Nachtarbeit, ob es Straßen-Transparente oder ein Schub Briefe der "Weißen Rose" waren, die wieder in den verschiedenen Briefkästen des Versandes harrten, getan war.

Der Samstagvormittag bringt dir wiederum stundenlang Verhöre, und als ich mittags komme, um dir froh zu verkünden, dass du jetzt bestimmt bis Montag früh in Ruhe gelassen wirst, bist du darüber gar nicht erfreut. Du findest die Vernehmungen anregend, interessant. Wenigstens hast du das Glück, einen der wenigen sympathischen Sachbearbeiter zu haben. Er hat dir an diesem Vormittag einen längeren Vortrag gehalten über den Sinn des Nationalsozialismus, Führerprinzip, deutsche Ehre, und wie sehr ihr doch mit eurem Tun die deutsche Wehrkraft zersetzt hättet. Er will dir vielleicht noch eine Chance bieten, als er dich fragt: "Fräulein Scholl, wenn Sie dies alles, was ich Ihnen jetzt erläutert habe, vorher gewusst und bedacht hätten, so hätten Sie sich doch nie zu derartigen Handlungen hinreißen lassen." Und was ist deine Antwort? "Sie täuschen sich, ich würde alles genau noch einmal so machen, denn nicht ich, sondern Sie haben die falsche Anschauung." Betreut werden wir an diesem Samstag und Sonntag von zur Arbeit eingesetzten Haftkameraden. Ich habe die Möglichkeit, Tee und Kaffee zu brauen, und jeder gibt sein Scherflein dazu. Wir haben in unserer kleinen Zelle auf einmal die seltensten Reichtümer: Zigaretten, Keks, Wurst und Butter. Wir können auch deinem Bruder, um den du dich sehr bangst, davon raufschicken. Auch Willi Graf wird eine Zigarette mit der Aufschrift "Freiheit" geschickt. Der Sonntagmorgen bringt dir noch einen großen Schrecken. Beim Morgenkaffee wird mir zugeflüstert: "Heute Nacht ist noch ein Hauptbeteiligter gekommen." Ich erzähle es dir, und du denkst an keinen anderen als Alexander Schmorell. -

Als ich um 10 Uhr zu Eintragungen geholt werde, ist der nächtliche Neuzugang schon registriert, die Karteikarte schon eingereiht. Ich suche sie mir raus und lese: Christoph Probst, Hochverrat. Zwei Stunden bin ich glücklich, dir sagen zu können, dass es nicht Alex ist, den die Häscher gefangen haben, aber dein Gesicht zeigt Entsetzen, als ich dir Christls Namen nenne. Zum ersten Mal sehe ich dich fassungslos. Aber du beruhigst dich wieder; man kann Christl höchstens eine Freiheitsstrafe zudiktieren, und die ist ja bald überstanden. Mittags kommt dein Sachbearbeiter, bringt auch Obst, Keks und ein paar Zigaretten mit und erkundigt sich bei mir, wie es dir gehe. Es ist wohl Mitleid, denn er weiß ja mit am besten, was für schwarze Wolken über euch sich zusammengezogen haben. Wir sitzen am Nachmittag zusammen in unserer Zelle, da wirst du (es ist wohl 3 Uhr) geholt, um deine Anklageschrift in Empfang zu nehmen. Mir erzählt man schnell, dass ihr drei morgen schon Verhandlung habt. Der gefürchtete Volksgerichtshof tagt hier, und Freisler und seine brutalen Helfershelfer werden den Stab über euch brechen. Liebe, liebe Sophie, dein Schicksal ist bereits entschieden. Du kommst nach wenigen Minuten zurück, blass, sehr erregt. Deine Hand zittert, wie du die umfangreiche Anklageschrift zu lesen beginnst. Aber je weiter du liest, umso ruhiger werden deine Züge, und bis du zu Ende bist, hat sich deine Erregung gänzlich gelegt. "Gott sei Dank" ist alles, was du sagst. Dann fragst du mich, ob ich den Schriftsatz lesen darf, ohne Unannehmlichkeiten zu bekommen. Selbst in dieser Stunde möchtest du nicht, dass deinetwegen jemand in Gefahr kommt.

Draußen ist ein sonniger Februartag. Menschen gehen froh und heiter an diesen Mauern vorüber, nicht ahnend, dass hier wieder drei mutige, wahrhafte Menschen dem Tod überantwortet werden sollen. Wir haben uns auf unsere Betten gelegt, und du stellst mit leiser, ruhiger Stimme Betrachtungen an. "So ein herrlicher sonniger Tag, und ich muss gehen. - Aber wie viele müssen heutzutage auf den Schlachtfeldern sterben, wie viele junge, hoffnungsvolle Männer ... Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden. Unter der Studentenschaft gibt es bestimmt eine Revolte." - O Sophie, du weißt noch nicht, wie feig die Herde Mensch ist. - "Ich könnte doch auch an einer Krankheit sterben, aber hätte das den gleichen Sinn?" - Ich versuche dir wieder einzureden, dass es doch leicht möglich sein könnte, dass du mit einer längeren Freiheitsstrafe durchkommen könntest. Aber davon willst du nichts wissen. "Wenn mein Bruder zum Tode verurteilt wird, so will und darf ich keine mildere Strafe bekommen. Ich bin genauso schuldig wie er." Das Gleiche erklärst du dem Pflichtverteidiger, den man pro forma herzitiert hat. Ob du irgendeinen Wunsch hast: Als ob man von einer solchen Marionettenfigur einen Wunsch erfüllt bekäme. Nein, du willst nur von ihm bestätigt haben, dass dein Bruder das Recht auf den Tod durch Erschießen hat. Schließlich ist er doch Frontkämpfer gewesen. Er kann dir darauf schon keine präzise Antwort geben. Über deine weiteren Fragen, ob du selbst wohl öffentlich aufgehängt werden oder durch das Fallbeil sterben sollst, ist er geradezu entsetzt. Derartiges in so ruhiger Art gefragt, noch dazu von einem jungen Mädchen, hat er wohl nicht erwartet. Wo sonst starke, kriegsgewohnte Männer zittern, bleibst du ruhig und gefasst. Aber er gibt dir natürlich eine ausweichende Antwort.

Dein Sachbearbeiter kommt noch einmal vorbei, dir zu raten, möglichst heute noch Briefe an deine Lieben zu schreiben, da du in Stadelheim sicher nur kurze Briefe schreiben dürftest. Meint er es gut mit dir, oder hofft man, durch den Inhalt der Briefe neues Material zu finden? Die Deinen haben jedenfalls nie eine Zeile dieser Briefe zu lesen bekommen. Nach 10 Uhr legen wir uns nieder. Du erzählst noch von Eltern und Geschwistern. Der Gedanke an deine Mutter bedrückt dich sehr. "Gleich zwei Kinder auf einmal zu verlieren, und der andere Bruder irgendwo in Russland! Der Vater versteht unser Tun da besser."

Heute bleibt die ganze Nacht das Licht brennen, und alle halbe Stunde muss ein Beamter nachsehen, ob noch alles in Ordnung ist. - Was haben diese Menschen für eine Ahnung von deiner tiefen Frömmigkeit, deinem Gottvertrauen. - Endlos dehnt sich für mich die Nacht, während du wie immer fest und tief schläfst. - Kurz vor 7 Uhr muss ich dich für diesen schweren Tag wecken… Du bist sofort munter und erzählst mir, noch im Bett sitzend, deinen Traum: "Ich trug an einem sonnigen Tag ein Kind in langem weißen Kleid zur Taufe. Der Weg zur Kirche führte einen steilen Berg hinauf. Aber fest und sicher trug ich das Kind in meinem Arme. Da plötzlich war vor mir eine Gletscherspalte. Ich hatte gerade noch so viel Zeit, das Kind sicher auf die andere Seite niederzulegen - dann stürzte ich in die Tiefe."

Du legtest dir den Traum so aus: "Das Kind im weißen Kleid ist unsere Idee, sie wird sich trotz allen Hindernissen durchsetzen. Wir durften Wegbereiter sein, müssen aber vorher sterben, für sie."

Ich werde bald zur Arbeit geholt werden. Wie sehr ich für dich hoffe, wie meine Gedanken dauernd bei dir sein, werden, fühlst du wohl.

Ich verspreche dir, in ruhigeren Zeiten deinen Eltern von unserem Zusammensein zu erzählen. Dann ein letzter Händedruck, Gott sei mit Ihnen Sophie, und ich werde geholt.

Kurz nach 9 Uhr wirst du, von zwei Beamten begleitet, von einem Privatwagen zum Justizpalast gebracht. Im Vorbeigehen trifft mich ein letzter Blick. Gesondert von dir werden dein Bruder Hans und Christoph Probst, jeder gefesselt, fortgebracht.

Wie ausgestorben ist heute hier unten das Gefängnis. Das Kommen und Gehen der letzten Tage ist einer drückenden Stille gewichen. Nach 2 Uhr kommt vom Hauptgebäude die entsetzliche Nachricht. Alle drei sind zum Tode verurteilt. - Wie gelähmt höre ich die entsetzliche Botschaft. - Arme, liebe Sophie, in was für einer Verfassung wirst du sein. Gott gebe dir Kraft, auch jetzt durchzuhalten. Vielleicht hat ein Gnadengesuch doch noch Erfolg! Eure Lieben werden doch sofort alle irgendwie nur möglichen Wege unternehmen. Ich beginne wieder ein wenig zu hoffen. Aber ein Volksgerichtshof wirft jedes althergebrachte Gesetz um.

Um 4 Uhr 30 kommt M. zur Türe herein. Noch in Hut und Mantel, kreidebleich. Ich frage als Erste sofort: "Ist es denn wirklich wahr, alle drei müssen sterben?" Er nickt nur, selbst noch erschüttert von dem Erlebten. - "Wie nahm sie das Urteil auf, haben Sie Sophie noch gesprochen?" Mit müder Stimme spricht er: "Sie war sehr tapfer, ich habe sie in Stadelheim noch gesprochen. Sie durfte auch ihre Eltern noch sprechen." Ängstlich frage ich: "Besteht denn gar keine Aussicht auf ein Gnadengesuch?" - Da blickt er zur Wanduhr hinauf und sagt leise, tonlos: "Denken Sie in einer halben Stunde an sie, da hat sie es überstanden." Wie ein Keulenschlag fallen die Worte auf uns alle.

Die Minuten dehnen sich zur Ewigkeit. Ich möchte die Uhr weiterdrehen, schneller, schneller, damit das Schwerste hinter euch liegen möge. Aber gleichmäßig verrinnt eine Minute nach der anderen.

Endlich: 5 Uhr ... 5,04 ... 5,08 ...

Quelle: Inge Scholl, Die weiße Rose, Frankfurt/Main 1952


Else Gebel (* 5.7.1905 in Augsburg; † 1964 in München) war Mitglied einer Widerstandsgruppe und saß im Februar 1943 in der Münchener Gestapo-Leitstelle im Wittelsbacher Palais in Untersuchungshaft. Sie erhielt am 20.6.1944 wegen einem Botendienst zwischen einer kommunistischen Organisation in Berlin und einer Münchener Organisation eine Zuchthausstrafe von einem Jahr und vier Monaten, nachdem ihr Bruder Willy Gebel bereits am 24.3.1944 zum Tode verurteilt worden war.

Else Gebel war im Wittelsbacher Palais zusammen mit Sophie Scholl in einer Zelle untergebracht. Else Gebel war der Mensch, mit dem Sophie Scholl - abgesehen von dem Gestapo-Beamten Robert Mohr, den sie als "dein Sachbearbeiter" bezeichnet - in den letzten fünf Tagen ihres Lebens den intensivsten Kontakt hatte.


Sophie Scholl
Das letzte Flugblatt der Weißen Rose
Vernehmungsprotokoll der Sophie Scholl
Sie erkannte sofort, worauf ich hinauswollte
Todesurteil der Sophie Scholl
Vergleich Lubbe - Elser - Schulze-Boysen - Scholl - Stauffenberg