Vierzigtausend Mark für eine Zeitbombe

Was Isa Vermehren von einem KZ-Häftling über Georg Elser erfahren hat

Kabarettistin, Musikerin, Filmschauspielerin, Sippenhäftling, Autorin, Nonne, Lehrerin – eine Frau mit einer außergewöhnlichen Lebensgeschichte kolportierte 1946 in ihren Erinnerungen an ihre Gefangenschaft als Sippenhäftling des NS-Regimes eine Deutung des Bürgerbräuattentats, die allerdings gründlich daneben lag. Die Begleitumstände sind jedoch derart bemerkenswert, dass diese Geschichte hier etwas ausführlicher erzählt werden soll.


VON PETER KOBLANK (2010)

Istanbul, 27. Januar 1944. Der britische Geheimdienst entführt in der türkischen Metropole zwei Deutsche. Es handelt sich um den 24-jährigen Diplomaten und Abwehragenten Dr. Erich Vermehren und seine acht Jahre ältere Frau Elisabeth, geb. Gräfin von Plettenberg-Lenhausen. Sie werden aus der Türkei über Aleppo, Kairo und Gibraltar nach London gebracht.1

Bald jedoch stellt sich heraus, dass die Entführung vorgetäuscht war und die beiden Deutschen freiwillig zum Feind übergelaufen sind. Die Briten erkennen, dass die Ausschlachtung dieses Vorfalls im Rahmen der psychologischen Kriegsführung gegen das Dritte Reich wichtiger ist, als ihre ursprünglichen Zusage an die beiden Überläufer, den Übertritt zum Schutz der Angehörigen als Entführung zu tarnen. Sie lancieren ausführliche Presseberichte und deuten an, dass Vermehren wichtiges Material über die Tätigkeit des deutschen Geheimdienstes in der Türkei sowie deutsche Geheimcodes mitgebracht habe.2

In einer Associated Press Meldung vom 9. Februar 1944 heißt es: "Der 24-jährige Attaché und seine Frau erklärten, dass sie von den Deutschen dersertiert seien, weil sie empört waren über die Brutalität der Nazis."3

Dadurch erregt der Fall Vermehren internationale Aufmerksamkeit. Immerhin sind ein Diplomat und eine Gräfin aus westfälischem Uradel zu den Alliierten übergelaufen. Obendrein ist die Gräfin eine Verwandte des ehemaligen Reichskanzlers Franz von Papen, der seit 1939 deutscher Botschafter in Ankara ist.

Adolf Hitler ist außer sich. Um die Deserteure unter Druck zu setzen, veranlasst Heinrich Himmler zum ersten Mal die Sippenhaft. Die engeren Verwandten des Ehepaars kommen ins Konzentrationslager.4 Auf der Seite von Erich Vermehren sind betroffen:

  • Kurt Vermehren (Vater)
  • Petra Vermehren (Mutter)
  • Michael Vermehren (Bruder)
  • Isa Vermehren (Schwester)

Auf der Seite von Elisabeth Vermehren sind es unter Verschonung ihrer schwerkranken Mutter Guillerma Gräfin von Plettenberg-Lenhausen:

  • Walter Graf von Plettenberg-Lenhausen (Vater)
  • Gisela Gräfin von Plettenberg-Lenhausen (Schwester)

Bei der Aufarbeitung des Stauffenberg-Attentats vom 20. Juli 1944 wird die Sippenhaft ein halbes Jahr später in noch größerem Umfang angewandt, sodass schließlich Dutzende von Sippenhäftlingen in den verschiedenen Konzentrationslagern – allerdings unter bevorzugter Behandlung – untergebracht sind.


Wer war Isa Vermehren?

Isa Vermehren (* 21. April 1918 in Lübeck; † 15. Juli 2009 in Bonn),5 um die es im Folgenden geht, war noch keine 26 Jahre alt, als sie im Frühjahr 1944 ins KZ Ravensbrück eingeliefert wurde.

1933 war sie vom Gymnasium verwiesen worden, weil sie sich geweigert hatte, die Hakenkreuzfahne zu grüßen.

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Sie wurde Kabarettistin in Werner Fincks Berliner Ensemble, der "Katakombe". Dort trat sie im Alter von 15 Jahren u.a. neben Theo Lingen und Ursula Herking auf. Ihr Markenzeichen wurde ihre Ziehharmonika, die sie "Agathe" nannte und zu der sie Seemannslieder und Balladen sang.

In ihrer Version von "Eine Seefahrt, die ist lustig" karikierte sie die NS-Größen. So durfte sich Joseph Goebbels von folgender Strophe angesprochen fühlen: "Unser Erster auf der Brücke ist ein Kerl Dreikäsehoch, aber eine Schnauze hat er, wie 'ne Ankerklüse hoch." Die Schallplatte wurde ein Kassenschlager. Das Kabarett "Katakombe" wurde 1935 verboten.

Neben bekannten UFA-Stars wie Rudolf Plate, Brigitte Horney, Gustav Knuth und dem Boxer Max Schmeling spielte Isa Vermehren zwischen 1934 und 1941 in mehreren Spielfilmen mit.

Über Elisabeth Gräfin von Plettenberg, die spätere Ehefrau ihres jüngeren Bruders Erich, kam sie in Berührung mit dem Katholizismus und konvertierte 1938. Am Abendgymnasium holte sie ihr Abitur nach. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie mit ihrer Ziehharmonika zur Truppenbetreuung an der Front einberufen.

So wie viele andere Sonder- und Sippenhäftlinge überlebte auch Isa Vermehren ihre Gefangenschaft, die vom KZ Ravensbrück über Dachau und Innsbruck schließlich im April 1945 kurz vor Kriegsende zur Befreiung in Südtirol führte.6


Nach der Befreiung (v.l.n.r.): Gisela Gräfin von Plettenberg-Lenhausen, Walter
Graf von Plettenberg-Lenhausen, Isa Vermehren. Foto: Hans-Günter Richardi,
SS-Geiseln am Pragser Wildsee, München 2006, S.83


Isa Vermehren zum Thema "Georg Elser"

1946 erinnerte Isa Vermehren sich in ihrem Buch "Reise durch den letzten Akt"7 an eine Episode während ihrer Evakuierung aus dem KZ-Dachau, die schließlich in Südtirol am Pragser Wildsee glücklich enden sollte:

Ich verbrachte die Fahrt zusammen mit zwei anderen Häftlingen und einigen SS-Wachen auf dem Gepäckwagen, den wir zur größeren Sicherheit nicht unbesetzt lassen wollten. Der eine Häftling war ein alter Lagerinsasse, der am Morgen dieses Tages [27. April 1945] entlassen worden war; da er von Beruf Koch war, hatte man ihn aufgefordert, mit uns zu fahren, worin er eingewilligt hatte, weil er doch nicht wusste, wohin mit sich.

Er bewies ein überwältigendes Gedächtnis für alle Ereignisse aus seiner Dachauer Zeit und traute seiner Entlassung nicht so recht - "ich weiß zuviel, und die wissen, dass ich es weiß", war seine wiederholte Bemerkung. Er erzählte mir unter anderem die Geschichte von Elser:

Herr Tischlermeister Elser aus München hatte sich im Jahre 1939 bereit erklärt, gegen eine Bestechungssumme von vierzigtausend Mark die Zeitbombe im Bürgerbräukeller unterzubringen. Kaum hatte man der Öffentlichkeit den britischen Secret Service als Schuldigen genannt, als auch schon Herr Elser im Sachsenhausener Sonderbau eingewiesen wurde, wo ihm zwei Zellen zur Verfügung standen. In der einen stand ein weiches Bett und in der anderen eine Hobelbank.

Er bekam Sonderrationen im Essen, Trinken und Rauchen und lebte soweit gut, aber in vollkommener Isoliertheit. Selbst zur Toilette wurde er von zwei Wachen begleitet, nachdem vorher durch ein Kommando die Flure frei gemacht waren.

Im März 1945 wurde er nach Dachau gebracht, wo ihm die gleichen Vergünstigungen eingeräumt waren mit Hobelbank und allem, nur daß er den Vorzug der Evakuation nicht weiter genossen hat als bis "hinter die große Mauer", wo er am 26. April erschossen wurde.


Wer war dieser "alte Lagerinsasse"?

Wer dieser "alte Lagerinsasse" war, wissen wir aus den Erinnerungen anderer Häftlinge, die damals mit Isa Vernehren unterwegs waren. Er hieß Wilhelm Visintainer, war Kalfaktor, also ein Häftling, der Hausmeister-Hilfsdienste im KZ verrichtete, und hatte den Spitznamen "Kohlenklau".

Sigismund Payne Best, ein britischer Geheimdienstoffizier, der am Tag nach dem Bürgerbräuattentat beim Venlo-Zwischenfall von den Niederlanden nach Deutschland entführt worden war, von der NS-Presse als Drahtzieher Elsers präsentiert worden war und seither in Gefangenschaft lebte, erinnerte sich an seine Tage im KZ Dachau und an diesen Häftling:8

 

Payne Best

Unser Garten war ursprünglich ein Hinrichtungshof gewesen und der Teil des Gebäudes, in dem wir untergebracht waren, enthielt die Todeszellen. Diese waren renoviert und teilweise umgebaut worden, um eine Gruppe prominenter Rumänen unterzubringen. Seit diese die Anwesenheit eines Galgens auf ihrem Hof und die Durchführung von Hinrichtungen während ihrer Mahlzeiten reklamiert hatten, wurde damit begonnen, diesen in einen Garten umzuwandeln.

Als wir ankamen, waren diese Arbeiten noch nicht zu Ende gebracht und ein Gefangener, der als Gärtner arbeitete, war damit beschäftigt, in der Nähe einer der Mauern ein Beet einzurichten. Er zeigte mir tausende von Einschusslöchern in der Wand und beschrieb mir, wie Gefangene durch einen engen Zugang gebracht worden waren, sich mit dem Gesicht zur Wand stellen mussten und von hinten in den Nacken geschossen wurden. Er sagte, dass er beim Graben der Beete anderthalb Zentner Pistolenkugeln entfernt hatte.


"Kohlenklau" - der Bösewicht einer NS-Kampagne

  
Dieser Gärtner war ein äußerst amüsanter kleiner Bursche. Ursprünglich war er ein Zirkusclown gewesen und weit in der Welt herumgekommen - er verhielt sich und sah auch stets aus wie ein Clown.

Während des Krieges veranstalteten die Deutschen eine Kampagne zur Nutzung von Brennstoff und in ihren Presseanzeigen brachten sie Zeichnungen eines schmuddeligen kleinen Mannes, den sie 'Kohlenklau' nannten. Weil unser kleiner Freund diesem sehr ähnlich sah, war er allgemein unter diesem Namen bekannt.

Er wusste sehr viel und weil es ihm offensichtlich freistand, überall wo er wollte im Lager hinzugehen, konnte er viele interessante Informationen weitergeben. Aus irgendeinem Grund schien er eine Vorliebe für mich zu haben und ich empfand ihn als sehr nützlich.

Auch der seit 1938 in Schutzhaft befindliche ehemalige Kanzler von Österreich Kurt von Schuschnigg erinnerte sich 1946 an diesen Häftling:9

 

von Schuschnigg

In unbeobachteten Momenten ergibt sich die Gelegenheit, mit einem Mithäftling aus dem Lager zu sprechen. Er hat die Gartenarbeiten im Hof zu besorgen. Er kennt sich aus; denn er ist schon sehr lange Jahre in Dachau.

Ob uns nichts auffalle? - Wo? -

Dort an der Mauer die Haken ....

Ja, wenn die Mauern reden könnten! Bis ungefähr vor einem Jahr hat kein Kamerad, der diesen Hof betrat, ihn jemals wieder lebendig verlassen....

Es ist ein eigenes um diese Konzentrationslagerhöfe, die uns zur Freizeit angewiesen werden. Hier könnte man leicht abergläubisch werden; - wenn man - Gott sei's gedankt - nicht gläubig wäre!

Was unser Freund von Beruf war?

Zirkusclown im Zirkus Krone! Und mit der Zeit sei er hier unentbehrlich geworden, weil er 12 Sprachen spreche; also fast so viel, als im Lager Dachau jetzt nötig sei....

Immer wieder steckt er unserer [4-jährigen Tochter] Sissy eine Rippe Schokolade oder uns eine Zigarette zu; und bringt Grüße von dem einen oder anderen Landsmann, der drüben im Lager sitzt; scheinbar ein guter und dabei kluger Mensch.

Wenn man sich nur auch einmal erkenntlich zeigen könnte.

Dieser sympathische Kalfaktor und ehemalige Zirkusclown Wilhelm Visintainer stammte aus Wuppertal-Elberfeld. Er war von der SS wegen seiner Kochkünste und seiner Sprachkenntnisse dem Transport der Sonder- und Sippenhäftlinge zugeordnet worden. Ein zweiter Kalfaktor, der mitgenommen wurde, war der Friseur und Zeuge Jehowas Paul Wauer aus Breslau, der sich ebenfalls sehr gut im Lager auskannte.

Wilhelm Visintainer und Paul Wauer berichteten bereits am Morgen nach Elsers Erschießung, also am 10. April 1945 dem bereits erwähnten Sigismund Payne Best, dass Elser nicht mehr lebte.10


Dichtung und Wahrheit

Wenn Isa Vermehren schreibt, Elser sei am 26. April, also in der Nacht vor ihrem Abtransport aus Dachau erschossen worden, so muss sie nachträglich etwas durcheinandergebracht haben: Ihr Informant Visintainer wusste genau, dass Elser zu diesem Zeitpunkt bereits über zwei Wochen tot war.

Isa Vermehren schreibt übrigens nicht explizit, wem gegenüber sich Elser eigentlich angesichts der sogenannten "Bestechungssumme" zur Ausführung des Attentats bereit erklärt hat. Der Leser muss sich das selbst zusammenreimen: es können nur dieselben gewesen sein, die "den britischen Secret Service als Schuldigen genannt" haben und "Elser im Sachsenhausener Sonderbau eingewiesen" und später haben erschießen lassen. Der einzige logische Schluss besteht darin, dass Elser für das NS-Regime handelte.

Dass Elser von den Nazis mit 40.000 Mark gelockt worden war, das wird ihr Visitander wohl tatsächlich erzählt haben. Derartiges gehörte ja seinerzeit zu den gängigen Latrinenparolen über Elser, denen ja auch kein geringerer als der prominente KZ-Häftling Pastor Martin Niemöller aufgesessen war.11

Zur scheinbaren Gewissheit wurde die Theorie, dass Elser ein Werkzeug der Nazis gewesen sei, durch die 1950 erschienenen Memoiren von Sigismund Payne Best, der von Elser im KZ Sachsenhausen entsprechende geheime Botschaften erhalten haben will, die jedoch nach dem, was man heute über Elser weiß, reine Phantasieprodukte waren.12 Doch damals nahmen die Historiker dies für bare Münze – es klang ja auch vollkommen logisch.

Es ist aber inzwischen insbesondere auf Grund der in den 1960-er Jahren per Zufall gefundenen Verhörprotokolle Elsers unter Historikern unbestritten, dass Elser definitiv keine Marionette des NS-Regimes war.

Historisch korrekt ist die von Visintainer erwähnte Sonderbehandlung Elsers im KZ Sachsenhausen und später auch in Dachau: Ihm standen nach zahlreichen Zeugenaussagen mehrere Zellen zur Verfügung, er hatte eine kleine Werkstatt zum Basteln, er wurde ordentlich verpflegt. Und er war total von den anderen Häftlingen isoliert.

Man nimmt heute an, dass die Nationalsozialisten Elser nach dem erwarteten Endsieg als Kronzeugen in einem Prozess gegen die britische Regierung und den britischen Geheimdienst instrumentalisieren und ihn dazu in einer vernünftigen Verfassung präsentieren wollten. Die Blamage des Reichstagsbrand-Prozesses von 1933, bei dem ein Martinus van der Lubbe, der in der Haft anscheinend verrückt geworden oder gemacht worden war, vor die Weltöffentlichkeit getreten war, sollte sich nicht nochmals wiederholen.


Wie erging es den Akteuren dieser Geschichte nach dem Krieg?

Erich und Elisabeth Vermehren blieben auch nach dem Krieg in Großbritannien. 1952 änderten sie ihre Namen in Eric Maria und Elisabeth de Saventhem. Nach Jahren in Frankreich und in der Schweiz starb Elisabeth im Jahr 2000 als 88-Jährige und Erich fünf Jahre später im Alter von 84 Jahren. Sie sind auf dem Poppelsdorfer Friedhof in Bonn begraben.


Schwester Isa Vermehren

  
Isa Vermehren studierte nach dem Krieg Deutsch und Englisch und spielte in Helmut Käutners Trümmerfilm "In jenen Tagen" mit.

1951 wurde sie Ordensschwester in der Gesellschaft der Ordensfrauen vom Heiligsten Herzen Jesu und arbeitete als Lehrerin. Ab 1961 leitete sie das St.-Adelheid-Gymnasium in Bonn. Ab 1969 bis zu ihrem Ruhestand im Jahre 1983 leitete sie die Sophie-Barat-Schule, ein katholisches Mädchengymnasium in Hamburg. Sie schrieb zahlreiche Bücher und predigte zwischen 1983 bis 1995 bei der ARD das "Wort zum Sonntag".

Geehrt mit dem Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, dem Bundesverdienstkreuz und dem Deutschen Predigtpreis starb sie am 20. Juli 2009 im hohen Alter von 91 Jahren. Sie fand ihre letzte Ruhestätte im Klosterfriedhof des Herz-Jesu-Klosters in Bonn. Ihre Ziehharmonika "Agathe" hat seit 2005 einen Ehrenplatz im Bonner Haus der Geschichte.

Es wurde bemängelt, dass Isa Vermehren auch in späteren Neuauflagen an ihrer Passage über Elser nichts verändert hat.13 Die Antwort hat sie jedoch schon in ihrem Vorwort zur Neuauflage von 1979 vorweggenommen: "Dem Bericht wurde - nach so langen Jahren - nichts hinzugefügt, und nichts wurde weggestrichen. So wie der Text damals als Ergebnis eines intensiven Mühens um eine gerechte, dem einzelnen Menschen gerecht werdende Darstellung dem Verleger übergeben wurde, so soll er auch heute wieder hinausgehen, ungeachtet seiner literarischen Schwächen, ungeachtet der Tatsache, dass er vielleicht einige Aussagen enthält, die von der Forschung inzwischen korrigiert wurden. Es geht ebensowenig wie damals um ein ästhetisches oder ein historisches Werk: es ging und geht um ein Zeugnis für das, 'was im Menschen ist'."14

Sigismund Payne Best kämpfte nach dem Krieg beim britischen Geheimdienst mit "C" um eine Altersversorgung und schrieb seine Memoiren. Er starb 1978 im Alter von 93 Jahren in Großbritannien. Sein schriftlicher Nachlass, die "Best Papers", liegen im britischen Nationalarchiv.

Kurt von Schuschnigg emigrierte mit seiner Frau und Tochter nach dem Krieg in die USA, wo er als Professor für Staatsrecht arbeitete und die amerikanische Staatsbürgerschaft erwarb. 1968 kehrte er nach Österreich zurück, wo er 1977 im Alter von 80 Jahren starb.

Und "Kohlenklau" Wilhelm Visintainer, der die Phantasiegeschichte über Elser - gewiss im guten Glauben - eingebrockt hat? Seine Spuren verwischen sich nach den Ermittlungen Anfang der 1950-er Jahre, die in München vom Landgerichtsrat Dr. Nikolaus Naaff zum Tod Elsers geführt wurden. Damals wurden Visintainer und sein Kalfaktor-Kollege Paul Wauer von Sigismund Payne Best in einer schriftlichen Befragung als Zeugen für den Zeitpunkt der Erschießung Elsers genannt.10 Visintainers letzter bekannter Wohnsitz ist die Bärenstrasse 8 in 42117 Wuppertal-Elberfeld.

1Heinz Höhne, Canaris - Patriot im Zwielicht, München 1976, S. 521 ff
Michael Müller, Canaris - Hitlers Abwehrchef, Berlin 2006, S. 405 ff
2Anthony Cave Brown, Bodyguard of Lies, New York 1999 (Deutsche Übersetzung: Die Unsichtbare Front, München 1976, S. 430 f)
3Anthony Cave Brown, The Secret Servant, London 1988, S. 561
4Hans-Günter Richardi, SS-Geiseln in der Alpenfestung, Bozen 2005, S. 36
5Umfangreiche Biografie von Isa Vermehren (363 Seiten): Matthias Wegner, Ein weites Herz. Die zwei Leben der Isa Vermehren., Berlin 2004
6Peter Koblank, Die Befreiung der Sonder- und Sippenhäftlinge in Südtirol, in: Online-Edition Mythos Elser
7Isa Vermehren, Reise durch den letzten Akt, Hamburg 1946 (Taschenbuchausgabe: Hamburg 1979, S. 220 f)
8Sigismund Payne Best, The Venlo Incident, London 1950, S. 209
9Kurt von Schuschnigg, Ein Requiem in Rot-Weiß-Rot, Zürich 1946, S. 489
10Peter Koblank, Die Entdeckung des Befehls zur Liquidierung Elsers, in: Online-Edition Mythos Elser
11Martin Niemöller, Georg Elser war ein SS-Unterscharführer, Göttingen 1946
12Sigismund Payne Best, The Venlo Incident, London 1959, S. 128 ff
13Ulrich Renz, Georg Elser - Ein Meister der Tat, Leinfelden-Echterdingen 2009, S. 95
14Isa Vermehren, Reise durch den letzten Akt, Hamburg 1979, S. 11 f

Dieser Artikel ist Teil der Online-Edition Mythos Elser.